Projekte
face it!
Unser allererstes Projekt war face it! in Berlin während der bundesweiten „Aktionswoche Alkohol 2022“. face it! on.the.road.
Pustebingo, Therapieplan und Suchtampelblitzrunden in Bad Neuenahr. Das war fast genau vor einem Jahr. Heute sehen wir uns nach all der Zeit und unzähligen virtuellen Meetings für die Gründungsphasen von KUNSTREPORT plus und KUNSTUNDSUCHT e. V. endlich in Berlin. Das ist bewegend und fast auch ein wenig surreal.
Hier ist der zukünftige Sitz unseres Vereins und hier nehmen wir an der bundesweiten „Aktionswoche Alkohol 2022“ der DHS e. V. teil sowie an der Aktion „Vorbilder“ der Berliner Suchtprävention. Eigens dafür haben wir unsere videobasierte Installation face it! konzipiert. Mit face it! wollen wir sensibilisieren für den alltäglichen Gebrauch von Alkohol, aber auch den Missbrauch von Alkohol thematisieren jenseits moralischer Zeigefinger. Unsere Botschaft: „Schau’s dir an, teste dich mal selbst, denk’ einfach mal drüber nach“. Wir wollen aufklären durch künstlerische Gegenentwürfe und möchten mit unserem Aktionsfilm einen emanzipatorischen Beitrag leisten für ein un-abhängiges Leben.
Genauso wie das Freiburger Duo WILLMAN mit Julia Lauber (22) und Felix Birsner (26). Die beiden haben am 07. Mai ihren Song „Alkohol“ gedroppt. Wir erfahren davon aus den sozialen Medien und sind begeistert: das ist die geniale Musik zu unserem Video! Und bekommen das ok, diesen zu nutzen für unsere Aktion. Der Song setzt sich kritisch mit dem normalisierten Alkoholkonsum auseinander und beschreibt den Missbrauch vor allem aus der Perspektiven des Umfelds. (Thema Co-Abhängigkeit). Und ist ein Plädoyer für eine berauschende Zukunft, in der Menschen einfach sein können, wie sie sind. In der Leute komisch tanzen, einen ganzen Abend über ihre Gefühle reden und dabei Rotz und Wasser heulen, oder fünf Stunden über die allerschlechtesten Witze lachen, und zwar nüchtern (Interview bei https://nuechtern.berlin). Da gehen wir doch mit!
Beamer, Spannungswechsler, Autobatterie, Kabeltrommel, Soundbox, Laptops, Kabel für alle Anschlussfälle, Lastenräder, Elektroauto, Elektro-Moped, Infomaterial und unsere frisch gedruckten eigenen Flyer. Wir sind bestens gerüstet und dennoch nervös.
Wird unsere Aktion, an der wir die letzten Wochen nimmermüde konzeptionell und technisch gearbeitet haben, sich in der Realität überhaupt umsetzen lassen? Wie werden die vorbeilaufenden Menschen darauf ansprechen? Was können wir bewegen und in Aktion setzen?
eAufregung liegt in der Luft bei 29 Grad.
Und dann gesellt sich noch eine stürmische Begleiterin dazu: Emmelinde, das Tief mit dem Unwetterpotential ab 20:00 bis in die Nacht. Volltreffer, genau in unseren Aktionszeitraum. Unser Ziel heute daher eine Eventlocation. Sober Sensation: Partys ohne Alkohol und Drogen? In Berlin? Das muss Satire sein, so denken viele, denen wir davon erzählen. Doch die Veranstalter machen genau das und sind Trendsetter. Kakao Zeremonie, sober Drinks, virgin Cocktails, Dancefloor mit DJ Gideon. Die Sobriety Community feiert drogen-befreit. Für unsere Videoinstallation ist es zu hell und zu früh. Das deckelt unseren Enthusiasmus. Umgang mit Widerständen, eine wichtige Lektion auch für den Weg der Abstinenz. Doch zumindest der Stromkreislauf funktioniert einwandfrei. MISSION POSSIBLE.
Vom (Sturm-)Tief wieder ins Hoch kommen. Das war die nächste Challenge. Aber dafür sind wir ja ein Team und wir ermutigen uns gegenseitig für unsere gemeinsame Sache. Treffpunkt 20:00 auf dem Tempelhofer Feld. Rechtzeitig zur Dämmerung und mit genügend Zeit, für ein paar Videodurchläufe. Der Wächter wird bald schließen. Kein Parkplatz weit und breit. Neuköllner Maientage 2022 im Park Hasenheide neben dem Flughafenfeld. Sich von Fahrgeschäften durchschütteln lassen, mit Zuckerwatte, Eis und Würstchen ins Fresskoma stürzen und natürlich Schalalala Alkohol. Eigentlich ein optimaler Rahmen, um einen abstinenten Kontrapunkt zu setzen. Doch wir bleiben bei unserem Plan vom Tempelhofer Feld und satteln um auf die Lastenräder.
Schneeweiß und filigran steht er da, der Radarturm vom Tempelhofer Flugfeld, ein leichtgewichtiges Gegenstück zum Massiv des Flughafengebäudes aus der NS-Zeit.
Rundum in der scheinbar endlosen Fläche sammeln sich verschiedene Partygruppen um verschiedene Musikinseln, sportliche Menschen lassen den Tag lässig ausklingen im abnehmenden Licht des Tages. Zwischen allem ein Wind wie an der Ostsee, der die Musik und die Gespräche zerpflückt und in alle Richtungen verteilt. In den stillen Baumecken: Lerchen!
Auf einer Anhöhe endlich unser Ziel. NI06TA, ein ausrangiertes amerikanisches Passagierflugzeug, jetzt der Natur überlassen und eben auch uns für das Aktionsvideo. Eine Feiergruppe campiert dort im Gras und tanzt zu ihrer Musik. Sektkorken knallen.
Die Dämmerung ist nun optimal, der Stromkreis für den Beamer geschlossen und Film ab!
WowWowWow!! Wir sind zutiefst bewegt von der Strahlkraft der Projektion und von unseren erdachten Impressionen. Auch wir tanzen jetzt zu unserer Filmmusik, singen den Song „Alkohol“ von WILLMAN, drehen für einen kurzen Moment die Boxen noch mal richtig auf und geniessen dieses überwältigende Gefühl, dass wir es geschafft haben. Über dem Park der Hasenheide kracht ein riesiges finales Feuerwerk.
(…) Des Wächters letzte Runde
Die Lichter siehst auch du
Gleich kommt die Schreck-Sekunde
Da geh’n die Tore zu
Es war ein schöner Tag
Oh ja, so ein schöner Tag
Am schönsten Platz der Welt
Auf dem Tempelhofer Feld
Tempelhofer Feld
Tempelhofer Feld
(Quelle: Song „Tempelhofer Feld“ von Danny Dziuk /Antoine Villoutreix)
MISSION COMPLETED. We will go on.
Danke für die Aktion Video
Unser Dank gilt allen, die uns in dieser Aktion bestärkt, geduldig unsere Nervosität mitgetragen haben und uns mit Rat und Tat zur Seite gestanden sind. Ein besonderer Dank geht natürlich an unsere Sponsoren:
An Per Reul, Hotel Ludwig van Beethoven, der uns über die gesamte Woche mit Kost und Logis großzügig unterstützt hat, an die Gruppe WILLMAN, die uns mit ihrem Song inspiriert hat und diesen kooperativ autorisiert hat für unseren Film, an Sober Sebsation für den Einblick in ihre Eventlocation und die Zusammenarbeit, für die Nachbarschaftshilfe von Dirk Griesinger, SIMPLIOFFICE // SimpliUs Holding GmbH, der uns seinen Highend Beamer zur Verfügung stellte und an Michael Steffen, Steffen Residential GmbH & Co. KG, für die starke Autobatterie.
Sharing is caring. Danke!
KUNST TREFF ROOM
Unser digitaler KUNST TREFF ROOM bietet einen Ort zum Gedankenaustausch – ein Video-Meeting, das alle Themen zwischen Kunst und Sucht begrüßt. Ob vor, während oder nach einem Schöpfungsprozess (Bild, Text oder Musik) oder einfach als interessierte:r Teilnehmer:in freuen wir uns auf einen gemeinsamen In- und Output.
Der KUNST TREFF ROOM findet regelmäßig statt – jeden Dienstag Abend.
Unser nächstes Treffen (ZOOM) findet am Dienstag, den 01.08.2023 um 19:00 Uhr statt.
Wir bitten Euch um eine kurze Nachricht per E-Mail an info@kunstundsucht.de – wir schicken Euch dann den ZOOM-Link.
Wir freuen uns auf Euch.
Aktionsbündnis Seelische Gesundheit
Die Steuerungsgruppe des Aktionsbündnisses hat die Aufnahme unseres Vereins KUNST und SUCHT e. V. als Organisation in das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit beschlossen und begrüßen uns herzlich als neuen Bündnispartner! Das Aktionsbündnis freut sich, künftig mit uns zusammenzuarbeiten. www.seelischegesundheit.net
Wir werden auch an der Kampagnenplanung der Aktion „Grüne Schleife“ teilnehmen.
Sie ist das internationale Symbol für eine Gesellschaft, die offen und tolerant mit psychischen Erkrankungen umgeht. Seelische Leiden betreffen uns alle und dürfen kein Tabuthema mehr sein: Fast jeder Dritte erkrankt in Deutschland im Zeitraum eines Jahres an einer psychischen Erkrankung. Aus diesem Grund hat das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit die Aktion Grüne Schleife ins Leben gerufen. Jeder, der die Grüne Schleife trägt, setzt ein Zeichen für Akzeptanz und gegen Ausgrenzung.
Wir vom KUNST und SUCHT e. V. aus Berlin/NRW sind sehr froh, dabei zu sein. Und unsere Selbsthilfegruppe KUNSTREPORTplus auch.
SUMMER NEWSLETTER 2022
Unser erster Newsletter September 2022:
01_Newsletter_09.09.2022